Bewegungsunfähig sitze ich auf meinem Stuhl und starre aus dem Fenster.
Draußen spielt sich gerade eine furchtbare Szene ab. Gewalttätig, brutal, gierig, rücksichts- und gnadenlos. Das Opfer ist vollkommen wehrlos und zappelt zum Gotterbarmen. Der Täter umklammert es, scheint es erdrosseln zu wollen.
Ich stehe langsam auf und gehe rückwärts, will aus dem Zimmer fliehen, diese Szene ist kaum zu ertragen. Aber ich kann nicht, ich rutsche auf einen Sessel und starre immer noch nach draußen. Mir bleibt fast die Luft weg, ich will schreien, kann aber nicht. Meine Hand greift zum Telefonhörer, er gleitet mir wieder aus der Hand.
Mein Mund ist trocken, ich muss etwas trinken. Schnell rase ich in die Küche und trinke hastig ein Glas Wasser.
Jetzt könnte ich hier bleiben, und alles wäre gut. Ich kann ja doch nichts tun. Warum soll ich mir das weiter ansehen?
Ich schiele um die Ecke. Ist alles vorbei? Nein, beide drehen sich in einem Affenzahn umeinander. Scheinbar wehrt sich das Opfer doch noch. Der Täter wird brutaler, klammert noch fester. Dann erstarren beide in einer unheimlichen Ruhe. Es scheint vollbracht.
Mir wird übel. Trotzdem muss ich immer noch hinsehen. Es ist schrecklich, aber mein Blick bleibt einfach kleben. Der Täter hält das Opfer immer noch im Klammergriff. Was passiert denn ja jetzt noch?
Langsam schleiche ich näher zum Fenster. Beide sind völlig ruhig. Halt, das Opfer bewegt sich noch. Oder ist es der Täter, der sich rührt und die Bewegung weitergibt?
Plötzlich wackelt das ganze Gebilde, es gibt einen Ruck, und der Täter versucht eine Ecke zu erreichen, nach wie hat er das Opfer fest an sich gezerrt.
Vor Schreck weiche ich mehrere Schritte vom Fenster zurück. Plötzlich steht mein Lebensgefährte neben mir. Er verfolgt meinen Blick, geht aus dem Zimmer und kommt mit einem Besen zurück.
Du mit Deiner idiotischen Spinnenangst. Er macht das Fenster auf und fegt mit einem Ruck Täter, Opfer und das grässliche Netz weg. Endlich wieder Frieden.