Zum dritten Mal lösche ich die Datei. Es kommt einfach nur Käse raus. Außerdem habe ich ja noch viel wichtigere Dinge zu tun. Arbeiten, zum Beispiel. Der Podcast ist schließlich freiwillig, ein Hobby, unentgeltlich. Jetzt habe ich ihn nun mal angeboten, bin bereitwillig meine wöchtenliche Verpflichtung eingegangen.
Wieso eigentlich Verpflichtung? Niemand wartet auf diesen Podcast. Für keinen ist er wichtig genug, um verzweifelt in die Knie zu brechen, wenn er nicht erscheint. Nicht mein Podcast. Da gibt es andere, die wichtiger sind. Oder scheinen? Nein, sind. Schluss jetzt. Werde nicht neidisch! Wieso werden? Ich bin es!
Neid? Phph, ich und neidisch? Wozu denn? Ich war noch nie neidisch! Doch.
Nein nur ein bisschen. Wenn im Klassenzimmer die Schulkameradinnen mit den modischen, neuen Stiefeln unter der Bank scharrten und ihre langen Beine in Betrachtungsposition brachten. Neid? Nö, es wäre zwar schön gewesen, wenn ich auch … aber okay, ich gönne es ihr. Der blöden Kuh. Dafür hat sie nix im Hirn. Muss sie ja auch nicht.
Die Kollegin hat den Auftrag ergattert. So, so.
Hat mich sowieso nicht interessiert. Das Buch herzustellen nichts als einen Haufen Arbeit und miese Bezahlung. Aber da gibt es noch Folgeaufträge! Na und? Neid? Aber NEEEIIIIN! Ich gönne ihr die Arbeit. Sie wird schon sehen, wie sie am Ende draufzahlt.
Das soll ich gedacht haben? Bin ich etwa auch neidisch? Ich höre mir noch mal andere Podcasts an. Gute, interessante. Nein, ich spüre gar nichts. Doch, doch, die machen das richtig gut. Da könnte man ja neidisch werden.
Schön, ich ziehe mich an und fliehe nach draußen. Irgendwie muss heute noch mein Podcast entstehen. Das Thema regt mich auf. Neid.
Ich will nicht neidisch sein. Aber nur dann kann ich über Neid schreiben. Wenn ich ihn kenne.
Bewusst neidvoll betrachte ich die großen BMWs und Mercedes in unserer Straße. Na, wie ist das? Bescheuert, die Autos sind mir wurscht. Worauf bist Du denn dann neidisch. Ich bin doch gar nicht neidisch. Mensch, ist das mühsam, Neid zu entdecken!
Vielleicht ist er mir ja doch völlig unbekannt.
Da kommt ein Kind angehüpft. Fröhlich pfeiffend, von rechts nach links, lacht mir zu und springt weiter. Huch, da ist es. Dieses Gefühl. Kindliche Unbeschwertheit muss traumhaft sein. Die Kleine wird bestimmt vieles besser machen als ich. Die hat noch alle Chancen und alle Zeit der Welt … Na bitte. Neid.